Das ungelesene Buch

Gedanke

Das ungelesene Buch

Manche Leute sagen, dass es darauf ankommt, das Buch zum Film vorher zu lesen. Das kann ich so allein nur begrüßen. Mitunter gibt es aber gar keinen Film zum Buch. Dann wird es ideal sein, weil man sich Zeit damit lassen kann. 

Ein Buch würde ja nichts sein, was man sich einfach so nimmt, liest und versteht. Da bedarf es mannigfacher Momente zur Vorbereitung darauf. 

Welche Quellen haben wir zur Verfügung? - Doch allein nur jene, welche wir besitzen. Wir haben schon so manches gute Buch gelesen, haben also Erfahrung damit. Auch solche Kenntnisse sollten für etwas Weiteres zu nutzen sein. 

Eine Aufbereitung davon, was wir kennen, wird ein Vorgang sein, welcher allein nur mit der eigenen Vorstellungskraft so richtig gut geleistet werden kann. Doch da sind die meisten Bücher in der Regel schon am Ende ihrer Worte angelangt. Wir benötigen eine gewisse Phantasie dazu, um das zu tun, was über das Verfasste hinausgeht. Ein solcher Umgang mit manchem Buch führt zu einer Auseinandersetzung mit dem Lesen selbst. Schließlich sammle ich Bücher. 

Da soll es das ungelesene Buch sein, mit dem ich mich gerne intensiv befasse. Es hat eine bestimmte Ausstattung mit dafür typischen Merkmalen. Es besteht aus Papier und Einband sowie vielleicht auch einem Schutzumschlag. Es verkörpert das Werkschaffen vieler Menschen, nicht allein das ihres Autors. Es weist gewisse Merkmale des Designs, aber auch der Handwerkskunst auf. Mit welcher Liebe zum Detail wird solch ein Buch doch hergestellt? - Eine große Freude kann es unter die Menschen bringen. 

Man trägt da gerne seinen Namen in den Rücken eines schönen Buches ein und schreibt es sich zudem auf, woher man es hat. Man schaut es durch und liest es auch kurz an. Dann stellt man es zu seinen anderen Büchern. Dort soll es sich wohlfühlen. 

Ein Buch kann eine Eintrittskarte in ein Diesseits ohne vorkommende Außenreize, ohne Ablenkungen, ohne Verluste anderer Art verkörpern. Das Lesen eines solchen geht vielmals einher mit dem Versuch, in eine tiefergehende Versenkung zu fallen. Jene Auseinandersetzung mit dem geschriebenen Wort wird wahrscheinlich dann eine Freude für den Sprachbegabten sein. 

Die ungelesenen Bücher sind derweil die wahren Schätze eines Literaten, die er sich aufbewahrt, um sie am dafür am besten geeigneten Tag hervorzuholen. Es sind Bücher, welche er dazu bevorratet, um sich an diesen einmal stärken zu können. Es bleibt abzuwarten, wann er diesen seine Aufwartung machen wird. Wahrscheinlich dann, wenn er sich endlich ausreichend auf die jeweilige Sache vorbereitet hat, welche ein bestimmtes Buch behandelt, wird er das sehr gerne tun. Dann sollen seine diesbezüglichen Kräfte auch vorkommen. Es wird das eigene Wohnzimmer somit zu einem lauschigen Plätzchen, an dem es sehr beschaulich zugehen kann.