Ästhetik der Motion

Gedicht

Bauanleitung fürs Nirvana

Heuer, nach bereits zwanzig Jahren des Eigenwillens ins Nirvana einzukehren,

möchte ich nun versuchen, es für mich nachzubauen.

Man möchte sich nicht darüber und auch nicht über mich beschweren,

und mir auch jetzt nicht mehr diesen Plan versauen.


Gar oft habe ich davon gesprochen,

was ich gut zu finden weiß.

Es ist mein Wille auch weiterhin ungebrochen,

doch alles hat nun seinen Preis.


Wer mir auf diesem Wege folgen will,

der muss mich entlohnen.

Ganz uneigennützig zu sein hat keinen Sinn,

so habe ich es mir befohlen.


Nein, mein Verdienst, er werde mir bezahlt.

Es ist das wert, man möchte es einsehen.

Das verleiht mir Macht und Halt.

Nun rückt schon heraus diese Moneten.


Nach und nach, so ist meine Masche,

ziehe ich euch alles Hab und Gut aus eurer Tasche.

Habt ihr dann nichts mehr für euch zu eigen,

verspreche ich es wiederum, euch das Nirvana aufzuzeigen.


Wir wandern weit weg über Wiesen.

Gehen alsdann bald durch Täler.

So weit bis dorthin, wo die bunten Pilze aus dem Boden sprießen,

und die Wege werden schmäler.


Daraufhin schreiten wir über Hügelketten

hin zu dem Entferntesten aller Gebirge.

Dort werde ich euch dann endlich erretten

vor dem unheilvollen Gewirke


all der bösen Welten Dinge.

Wie munter ich da mit euch die frommen Gebete singe.

Wir chanten und wir lachen,

ach, was wir da so alles wahrmachen.


In buntes Gewand kleiden wir uns jetzt auch ein.

Grob Gewebtes, gar nicht zu fein soll es gut für uns geeignet sein.

Keiner von uns ist jetzt mehr so klein,

dass er bereut hat solch ein schäbiges Dasein.


Um weitere Größe zu bekommen

wollen wir uns dazu frommen,

munter an das Gute zu denken,

unsere Schritte zum Nirvana hin zu lenken,


um noch tiefer ins Reich der Nichtigkeiten zu ziehen.

Ja, mit jeder weiteren hinzugewonnenen Kleinigkeit

erweitern wir unseres Lebens Leichtigkeit.

Mit jedem weiteren Scherz erweitert sich das eigene Herz.


Dann haben wir es bald geschafft.

Eine Liebe zu Nichts hat es uns eingebracht.

Wir nehmen von anderen Leuten dankend Spenden an,

manch weiterer Jünger schließt sich uns derweil an.


So errichten wir behände nun,

um es einem großen König gleichzutun,

eine Hierarchie der Einweihung.

Wer bei uns gewesen ist, der bleibe nicht dumm!


Oh, wie wir uns da so darum bemühen unser Business durchzuziehen!

Beachtet, dass für solche wie uns die Sonne auch weiterhin scheint.

Wir möchten alle zu demselben Nichts uns niederknien und sind dabei vereint,

auf, dass uns niemand vorstehen und beherrschen kann. Fliehen


soll da keiner mehr. Da haben wir zu Ehren der Heiligen und ihrer Natur,

ein Korsett an Glücksgedanken ausgemacht.

Der Erleuchtung hat er allein nur gegolten, unser Schwur,

damit wir bewahren unsere eigenen Banden. Ein Teufel ist es, der da lacht. 


Oh, das Nirvana soll jetzt aufgefunden sein. Wer hat es daran nicht erkannt?

Sind unsere Füße auch zerschunden, so sind wir trotzdem nun solch ein stolzes Heer. 

Niemand wird durch uns geschunden, wir beten für das ganze Land. 

Alle sollen sie damit glücklich sein. Das ist jetzt doch wahr. Na also, wunderbar und bitte sehr!


Mathias Schneider, am Sonntag, dem 16.03.2014 

Gedicht

Katastrophe

Eine Katastrophe hat der Philosophie einen Streich gespielt.

Heute ist es sie, die Philosophie, welche wie ein Irrer schielt.

Der Sophismus hat die Philosophie verzerrt.

Der Informationsfluss hat die Philosophen verwirrt.

Wo früher einer denken musste,

dort nimmt man heute besser ein Lexikon.

Ach ja, das Schielen kommt davon,

dass man, auch wenn da Gutes darin geschrieben steht, 

das Auge zwar lenkt, jedoch der Geist nicht mehr dabei mitgeht.

Somit ist der Grund der Philosophie verweht.

Er ist vergangen, aus falscher Erkenntnis heraus ist er gestorben.

Oh, die Welt und das Leben in ihr sind sehr verdorben.

Das ist jetzt eine richtige Katastrophe,

und zwar eine doofe.

Sprachgestaltung

Liebe lebendiges Leben, Lebendiger

Liebe lebendiges Leben, Lebendiger.

Lebe lebendig Dein Leben, lebendiger.

Lebendig wie alles, lebendig wie nichts.

Lebe lebendig das, was Du hast.

Lebe lebendig aus eigener Kraft.


Und so ist das,

was Du hast,

nicht selten vieles wert gewesen.


Und so ist das,

was Du hast,

nicht selten fast kaum verkehrt gewesen.


Lebe lebendig Dein Leben, Lebendigster.

Lebe lebend, lebe liebend.

Liebe lebend, Lebendigster.

Liebe das Leben.

Lebe liebend.


Ach, das ist doch alles viel zu krass.

Das macht so doch keinen Spaß.

Es hat doch nicht zu vielem getaugt,

dass ich das vollbringen soll.


Wie kann ich bestehen,

ohne gleich darauf zu vergehen?

Wie kann ich meine Dinge richten,

ohne mich erneut zu vernichten?


Es ist alles doch so wunderlich und leer.

Mein Dasein zu ertragen ist durchweg schwer.

Wie soll und wie kann man es überstehen?

Wie kann, ja wie soll es mit mir weitergehen?


Lebe Dein Leben, lebendigster Affe.

Lebe, als wärst Du gerade kein Laffe.

Lebe den Nonsens und komme ans Licht.

Lebe die Sache und verzichte auf sie nicht.


Bringe Dich zurück ans Licht und an den Tag.

Erschaue das Gute, lerne, was man davon vermag. 

Lass ab von allem Kummer und der Pein,

so wird das Dasein bald für Dich verbessert sein.


Nimm dieses Leben in Wahrhaftigkeit an. 

So findest Du damit zu Deinem Einklang. 

Sei stets dazu bereit, Dein Ende zu finden.

Du solltest Dich nicht zu sehr abschinden.


Sieh es ein, Du bist im Leben noch nicht allein gewesen.

Sieh es ein, Du bist genauso wie alle anderen auch. 

Du bist wie alle und sie sind wie wir.

Da trinken wir jetzt unser Erinnerungsbier.


Ja, woher soll das Gute auch sonst gekommen sein. 

Machen wir uns bitte nicht zu klein.

Fein soll der Geschmack eines Menschen sein. 

Damit wäre er in der Welt keineswegs allein.


Lebe lebendig Dein Leben Lebendiger, lebe Du Dein lebendiges Leben.

Lebe, zum Leben verlebendigt.

Liebe zur Liebe und Liebe zum Leben.

Sei was Du bist und erfahre das eben.


Denke daran, das sei Dein Glück. 

Du kannst es belassen und Dich damit befassen.

Es kehre wiederum zu Dir zurück. 

Da kannst Du es lieben oder Du kannst es hassen.


Eine Freiheit, die gibt es auch für Dich. 

Sie mache Dein Leben aus.

Darum kümmere Dich und sprich

die wahren Worte hier im eigenen Haus.


Niemand außer Dir soll das geraderichten,

was Dir zugekommen ist.  

Das hast Du zurecht begriffen,

erkenne es an, wer Du darum wirklich bist. 


So wirst Du Dein eigenes Leben führen

bis zu seinem Niedergang. 

Das macht Dich gut, das lässt Dich spüren,

es halte alles an.


Mathias Schneider, 26.02.2014


inspiriert durch die Zeile: Leben heißt leben.

Gedicht

Magie

Magie

Mag i

Mag ich

Mag ich so sehr...


Nimmermehr

will ich

ein Magier 

sein.


Ich bin da lieber unbedeutend und klein.

So möchte ich kein Beherrscher der Elementare mehr sein.


Niemals bin ich es niemals gewesen und möchte es auch gar nicht mehr werden.

Das soll mein Frieden sein allhier auf Erden.

Gedicht

Punktlandung nach Heisenberg

Zwecks der Unterbindung einer übertriebenen Genauigkeit

nehme ich mir jetzt und hier einmal etwas Zeit

und lass das auf mich zukommen,

was ich gerade noch relativ verschwommen sehe.

Dreiste Heiterkeit,

für Dich bin ich jetzt auch wieder bereit.


Der Moment erfährt hier eine Drehung.

Der Leib will sich derweil dehnen

und das nicht allein nur in Kreisen,

nein, Scheiße, längs tut er sich strecken,

es würde nicht anders gehen, nein,

nicht ums Verrecken hat es anders sollen sein.


Plumps! - Ja, so muss das Kacken sein.

Nicht zu viel und doch auch nicht zu wenig.

Genug und doch eine ganze Menge.

Reichlich und das durch die dünne Verengung

meines Darmes endlicher Rosette.

Die kleine, die nette.


Sprachliche Zierde sei hier angebracht.

Eine Punktlandung, nach Heisenbergscher Vorstellung davon

ist nun fast genau vollbracht.

Das Etwas steckt im Topfe des Klosetts,

und es hat dabei gestunken,

ohne dass ich mich dafür geschämt habe. Schade.


Oh, riechen kann ich mich schon gut.

Ruhig ist mein tiefes Blut.

Ruhig zu sein, tut mir auch gut.

Nun habe ich auch fürs Weitere keine Eile,

und verharre eine gute Weile auf dem Klosett,

ich finde noch immer diesen Moment recht nett.


Ach, Du holde Relation, Du Unschärfe des Augenblicks,

dankend erahne ich Deinen tiefen Sinn da schon.

Ich treffe durch Worte auf den Geist davon,

dabei bin ich zuweilen feist und dreist, doch ungenau,

um es mit der Wortwahl zu treffen und wahrzunehmen.

Das soll alles kein Grund sein, um sich zu grämen.


Ich setze all diese Worte gerne ein,

um auch einmal fast so beredet wie ein Dichter zu sein.

Da will auch ich etwas vom Guten an mir haben,

es im Geist zusammenspinnen, ohne einen besonderen Schaden zu erzeugen.  

Ach, das sei doch gut. Ein letztes Beugen,

dann ist es aber doch genug gewesen.


Da lege ich die vielgelesene Zeitschrift weg,

spüle herunter den ganzen Dreck.

Ach, dann ist die Kacke endlich weg.

Wo ist denn jetzt die Bürste?

Ich schrubbe kurz die Toilette

und wische einmal mit einem sauberen Tuch darüber.


Das hat kein Bisschen etwas Gescheites an sich? - Es ist wie verrückt.

Aber wie gut ist da, dass ich das jetzt auch weiß. Toll!

Nein, wirklich, das soll doch so sein. Es ist auch allein nur ein Scheiß gewesen.

Etwas anschaulicher ausgedrückt, habe ich mich gerade davor gedrückt,

Ihnen das genauer zu beschreiben,

was man besser keinem unter die Nase reiben soll.


Mathias Schneider, am 15.12.2013

Gedicht

Spaß

Ein Spaß soll das sein? - Mitnichten, das ist es nicht gewesen, nein.

Wäre es etwas, so gänzlich ohne Spaß zu leben? - Du Hampel! - (Getrampel)

Auf der Seele lastet mir mancher fade Scherz.

Erfahren habe ich ihn von manchem Untier aus der Umgebung.

Bin ich vielleicht auch beleibt, so ist es doch kein Witz, was mich deswegen in den Gedanken umtreibt.

Bin ich vielleicht auch dünnwandig am Herzen, so habe ich es doch nicht verkannt, wie mir dabei zu Mute ist.

Jene, am eigenen Leib erfahrenen Schmerzen spüre ich wohl.

Scherzen kann ich gewisslich und doch möchte ich mich nicht für andere verbrennen lassen. 

Es werden da zuweilen tiefe Löcher ins Kostüm der Seele gerissen. 

Da bin ich doch lieber anständig gewesen. 

Gedicht

Tanz den Boogie, Rückenkranker

Da ist ein Gang.

Diesen gehst Du entlang.

Immerzu gehst Du ihn auf und wieder ab.

Damit schaufelst Du Dir noch Dein eigenes Grab.


Motorisch gesehen drückt sich so ein Defizit aus.

Du bist auch nicht oft aus dem Haus gegangen.

Aber dann, wenn Du es doch einmal getan hast, sind Deine Wege kurz gewesen.

Mann, mache Dich doch endlich wieder bereit.


Das Leben wird in diesem Dasein einfach so zu nehmen sein.

Es würde nicht immerzu leicht zu ertragen sein, was dadurch gegeben ist.

Darum sage ich es jetzt zu Dir hier.

Komm, tanz den Boogie mit mir.


Lass mal wieder Deine Hüften wackeln.

Gib Dir einen Kick.

Komm, mach dabei doch mit.

Macht Dich das nicht wieder fit?


Tanz den Boogie, Rückenkranker,

dann wirst Du von allein wieder schlanker.

Aus eigener Kraft stehst Du jetzt schon auf,

Du gehst bereits tausend Schritte weit vors Haus.


Tanz den Boogie, Rückenkranker,

leiste Dir keine solche Krücke mehr.

Gib Dein Leben nicht wieder für das Falsche her.

Es wäre alles so noch immer ausreichend schwer.


Ja, schwierig sei der Dinge Lauf.

Mann, nimm etwas von den anderen Menschen an.

Mann, nimm nicht jede Misere gleich in Kauf.

Mann, bedenke Dich auch dann und wann.


Tanz den Boogie,

der Du mit so weitaufgerissenen Augen dastehst,

so müde wie Du bist und Dich doch wach hältst.

Tanz den Boogie, egal wo, egal wie.


Gehe nie wieder so arg in die Knie!

Erhebe Dich besser, gehe weiter. 

Du weißt jetzt schon, wie es geht.

Dann, wenn Du es kannst, erlebe Deinen Tanz.


Mathias Schneider, 16.12.2013

Gedicht

Zeit soll keine Rolle spielen

Die Zeit soll keine besondere Rolle spielen, wenn es etwas zu richten gilt.

Dann ist man wie verliebt in seine Aufgabe. Da gibt man sich Mühe.

Manchen gibt es, der dabei eigene Lieder singt.


Oh, man sollte sich nicht abmühen.

Aber man darf sich doch darum bemühen,

dass etwas gut gelingt.


Nimm Dich Deiner Sache an. Lass das Gute nicht vergehen.

Bewahre das, was Dir gegeben ist.

Lache einmal, sei nicht zu trist.


Dein Einsatz, diese Mühe, alles füge sich zu einem Ganzen.

Es lässt sich das eine zum anderen dazurechnen.

Das Ergebnis soll Dir klar sein.


Sieh Du es ein, unser Geist möchte leben.

Gewähre ihm die erforderliche Ruhe dafür.

Lass alles zu, wie es erscheint. Notfalls vergebe.


So wanderst Du durchs Land und das soll Deine Aufgabe jetzt sein.

Störe derweil nicht das Werden der Dinge. 

Es wandelt sich alles. Daraufhin besteht alles so, wie es ist.


Nimm das an und erhalte das Sein.

Forme aus, was Du hast und bist. Es sei jetzt Dein.

Gegeben sei Dir der Geist eines solchen Windes.


Er erscheine zum Wohle und Willen Deines Kindes.

Es hat das Gute für sich bekommen,

es werde ihm nicht weggenommen.


So kommt eines zum anderen.

Währenddessen wollen wir hier etwas Gehen.

Dabei möchten wir endlich das Ganze sehen und verstehen.


Gott hat es gegeben, er schenkt es allein.

Ja, da tanzen wir gerne einen Reigen.

Ein Schicksal besteht, es wird sich die Wahrheit erst am Ende zeigen.


Lasst uns derweil so lebendig sein.

Sind wir es erst, dann machen wir auch bei etwas mit.

Es soll sich so das Weitere bei uns ergeben im Leben.


Da wird das eigene Wesen endlich einmal gut sein.

Es ist bei uns geborgen, wohlbehalten und klein.

Was ist, bestehe zurecht und sei echt. 


Eine Zeit spielt bei uns keine besondere Rolle.

Komm, sieh es doch ein.

Löse Dich von solch alter Pein.


So wirst Du endlich ankommen und bei Dir sein.

Du sollst Dich des Lebens erfreuen.

Einfach sollen wir bestehen und sein, was man ist, ohne dabei grundlos zu vergehen.


Mathias Schneider, 10.04.2014 in Karlsbad-Langensteinbach

Gedicht

Ein Ulk

Meine Ziege hat zwei Hörner und ein wunderbares Fell.

Sie macht andauernd ein Gemecker und ihr Weiß, das strahlt so hell.

Es macht mir ihr Aussehen manche Freude, sie ist ein wunderschönes Tier.

Wäre sie da keine Ziege, so wäre sie bestimmt ein Stier.


19.12.2019 in Offenburg