Zwischendurch Weltuntergang
Dokumentation
Zwischendurch Weltuntergang
“Hoffentlich kommt bald ein besseres Wetter herbei”, hat launenhaft der Otto gesprochen, der von Hannes angesehen wird, als wäre er ein Knecht. “Sonst sehe ich schwarz für den Ausflug.” Dabei hat er hämisch gelacht.
Unterdessen haben wir uns auf den Sprung vorbereitet. Wir haben die Fallschirme angesetzt, festgezurrt und dann die Waffen an den noch freien Plätzen verstaut.
Manch einer von uns hat dabei innerlich gebebt. Der eine oder andere hat geflüstert, gebetet oder ist stumm dagesessen. Nur eben der Otto hat das nicht getan. Nein, Otto hat da etwas Besseres zu tun gehabt.
Ottos Aufgabe ist es gewesen, den Laden aufzumischen. Zumindest hat er das selbst geglaubt.
Anstatt sich einzureihen, seinen Platz einzunehmen und seiner Aufgabe gewissenhaft nachzukommen, ist er wie ein Störfeuer für uns gewesen. Und so etwas innerhalb der eigenen Reihen zu haben, das ist einfach nicht gut. Andernorts wäre er pathologisch untersucht worden. Hier ist er einfach nur derjenige, der seinen Fuß auf die Hand der Kollegen gestellt hat, weil er es bis zum Tritt in ihren Arsch nicht geschafft hat.
Genuss hat er dabei gehabt, wenn es ums Verkochen von jungem Gemüse gegangen ist. An den Haaren ziehen, das hat er auch gerne gemacht. Doch dafür hat er schon einmal eine Rüge dafür erhalten.
“Jetzt springt endlich ihr Schweine!”, hat er plötzlich mit lauter, fast schon heiserer Stimme geschrien. Er hat seinen Satz einfach so gebrüllt und dann lauthals gelacht. Manch einer hat ihn fragend angeschaut. ‘Einer ist hier irrer als der andere’, hat man sich im Stillen gedacht. Jeder hat das getan. Und doch ist jetzt nicht die Zeit für so etwas gewesen. Gleich ist der Zeitpunkt des Absprungs gekommen. Dann wird der Krieg ganz nahe sein. Und es wird für uns erneut um Leben oder Tod gehen. Wenngleich es auch wahr sein soll, dass die Situation am Himmel im Flugzeug, abseits des Schlachtfeldes, kaum zu ertragen gewesen ist.