Der Puppenspieler

Erzählung

Der Puppenspieler

Da will das Leben etwas von mir. Ich spüre einen Drang an mir hinaus in die Welt zu rufen: "Was bitteschön soll es denn sein, was Du von mir willst, liebe Welt?", und ich tue das während ich zuhause mit leicht nach vorne gesenktem Kopf dasitze, tue es in Gedanken, und später beim Spaziergang durch die Straßen dieser Stadt tue ich es wieder. Tue es noch vorsichtiger, schaue die Menschen an, wie sie ihre Erledigungen machen. Was kann ich von diesen Eindrücken richtig verstehen? Bei wem komme ich darauf, an was er gerade denkt? Wem sehe ich seine Absicht an, während er etwas tut?

Während ich so zwischen den Dingen, die mich in meinem Leben bereits bewegt haben, in Gedanken hin und her schwanke und zugleich die Menschen beobachte, frage ich mich, was ihr Leben denn ausmacht, wofür sie also da sind. Ich frage mich das, und will wissen, ob auch sie diese Welt anrufen und ihr mit eigenen Fragen kommen. Meine Frage ist mir derweil klar geworden. Ich möchte es einfach in Erfahrung bringen, was ich denn nun tun soll mit meinem mistigen Dasein in diesem Leben.

Einerseits ist alles, was es gibt, doch so erheblich kostbar. Andererseits sind wir aber doch wohl dazu erzogen worden, dass wir uns wie die Herren über diese Welt erheben und alles, was da an wahren Werten besteht, einsetzen und aufbrauchen. Keine Achtung gegenüber der Natur zu haben und dem Menschen selbst zuzusetzen, das wird doch zeitweise als ein echter und wahrhaftiger Realismus angesehen. Der Schmerz soll ein Gut des Lebens sein, an dessen Notwendigkeit ich jedoch nicht glaube. Er wird von manchem für wichtig propagiert, und doch bleibt er für mich mehr eine Drohung und Peinigung, also ein überflüssiges Leiden, an dem ich keinen Sinn erkennen kann. Das Leben soll kein Ponyhof sein. Wer hätte das gedacht? - So sagen es manche. Und bitteschön, sagen sie artig 'Danke' dafür. Hier ist ihre Zugangsnummer für die Spritze.

Ich bin ein Träumer, reise durch Schatten- und Lichtwelten, einfach so mache ich das. Ich bin da. In Gedanken gestalte ich mein Dasein aus und mache mich zudem auch bereit dafür, auch weiterhin auf diese Weise für andere und mich da zu sein. Ich gehe, zuweilen mit kleinen Schritten, manchmal auch zwischen den Schritten. Da bin ich für manche verständlich, für andere aber eher das Gegenteil davon. Was ich zu diesen sage, das findet bei allein nur wenigen Menschen deren Zustimmung. Manche übersehen es dabei, dass ich nicht für sie da bin. Ich könnte nicht so sein, wie sie es sich von mir erwarten.

Es soll verschiedene Welten in diesem Kosmos geben, welche wir jede für sich als eine andere Realität ansehen können. Ja, es soll so viele solcher Welten geben, wie es unterschiedliche Menschen gibt. Es sollen so viele verschiedene Naturen bei den Menschen vorkommen, wie Menschen Weltbilder haben.

Da erinnere ich mich an frühere Tage meiner Jugendzeit. Ich kann heutzutage meine eigenen Bezüge zu meinem innerlich veranlagten Kosmos allein nur ungenau benennen, denn sie sind teilweise sehr alt und mittlerweile vielleicht sogar schon vergangen. Da tue ich mich schwer damit, etwas dazu zu sagen.

Es ist zu lange her, dass mir einmal klar geworden ist, was ich mir von diesem Dasein als Mensch erwarte. Ich mache mir aber keine Sorgen deswegen. Mein Gedächtnis arbeitet mäßig, aber es funktioniert. Ich würde es nicht über Gebühr beobachten wollen, so wenig interessiert es mich, was andere davon erfahren. Das ist so bei mir, und es stünde nicht in meiner eigenen Macht, etwas daran zu ändern.

Was mache ich aber? - Oftmals spreche ich, wenn ich allein zuhause bei mir bin, selbst ausgedachte Gedichte laut vor mich hin. Manchmal singe ich auch Lieder, mache etwas an Musik. Das tue ich gerne. Und ich verspüre wenig Lust dazu, etwas davon für spätere Zeiten aufzunehmen. Ich male mit dem Finger oder dem Zeh auch Bilder in den Sand des Lebens, und lasse diese dort zurück, wo sie gerade so entstanden sind. Ich kümmere mich kaum darum, wer sie einmal wiederfindet.

Leben! - Was heißt das denn für mich, dass ich lebe? - Diese Frage stelle ich mir bereits seit meiner Kindheit. Etwas bedenke ich dazu. Wieder und wieder stelle ich sie mir, um das zu vertiefen. Dabei habe ich bis heute noch keine andere Antwort darauf gefunden, als die Liebe.

Ich tappe derweil im Dunkeln, und es ist spannend für mich, das zu tun. Zuweilen tut man sich aber selbst ein bisschen weh. Ja, manchmal hat man sogar fürchterlich arge Schmerzen. Da weiß ich dann kaum, was ich dafür tun kann, damit es wieder bei mir besser wird. Und es ist manchmal auch kein Licht mehr dazu geeignet, um meine Dinge wieder für mich zu erhellen.

Egal wie grell derweil die Sonne am Himmel oben steht und auf uns Menschen dabei scheint, es ist so wahr. Und irgendwie habe ich mich inzwischen daran gewöhnt. So habe ich es zu bekennen, dass ich trotz all diesem Licht um mich herum gerade nichts gesehen und erkannt habe. Aber es hat sich zuweilen warm angefühlt, was mit mir in Berührung gekommen ist. Und ich mag den Geruch davon.

Natürlich werde ich nicht blind sein. Das wäre jetzt ja auch übertrieben. Aber ich kann kaum noch die wahre Tiefe der Dinge erspüren oder ersehen. Und mein Hören? - Das fällt auch nicht so gut aus. Dazu ist jene Musik, die bei mir zuhause die ganze Zeit läuft, viel zu laut für meine Ohren. Mein Gehör erholt sich von dem Heavy Metal und dem Trash kaum noch, stattdessen pfeift und brummt es in meinem Gehörgang. Während der wenigen Ruhephasen meines Tages habe ich erheblich viel Zeit, um dieses regenerieren zu lassen.

Diese Dunkelheit bei mir ist etwas Inneres. Da kenne ich ein tiefes Hineinspüren in eine innerlich gefühlte, sinnlich zu erfassende Welt an mir selbst. Diese liegt nahe der Wirklichkeit. Mit sprachlichen Mitteln erkundige ich sie. - Doch Moment, was wollte ich Ihnen denn nun mit dieser Geschichte sagen? - Ach, da  habe ich endlich meinen roten Faden wiedergefunden. Ich wickle ihn gleich ein Stück weit auf und halte ihn fest. Ich belasse die bisher zum Besten gegebene Story jetzt einfach so, wie sie ist. Ich würde es nicht wissen, ob diese zu etwas Gutem taugt. Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht, würde das so sein. Ich habe das nicht so genau genommen.

Wissen Sie, ich bin seit meiner Kindheit ein Puppenspieler. Das ist die erste 'Kunst' gewesen, die ich in meinem Leben gelernt habe. Alle heutigen Texte, Ideen und Bilder deuten darauf hin, dass das der Anfang meiner Selbstfindung gewesen ist. Alles von mir selbst hat irgendwie etwas mit dieser Sache zu tun. Sie hat mir früher einmal so große Freude bereitet. Jetzt erinnere ich mich gerne daran.

Mein alter Wunsch, durch das Erzählen kurzer Geschichten den Menschen etwas an freudiger Lebendigkeit mitzugeben, ist Teil meines Lebenswillens. Diese Geschichten können mit Zuhilfenahme von Puppen vorgetragen werden. Ich möchte damit die Menschen von einer emotionalen Lethargie befreien. Es gelte da, die Gefühlswelt eines Menschen anzusprechen und zu beleben.

Das soll etwas möglich machen. Es ist das alles jetzt erst einfach einmal von mir angesprochen worden. Das ist aber noch immer nicht richtig von mir umgesetzt und wahr gemacht worden. Jede Sache hat ihre eigene Zeit. Aber... Ach ja, hey, da ist er ja, der Teufel. Mein Gott, ich habe schon lange nach dieser Puppe gesucht. - Der ist echt wichtig für eine gute Geschichte. Ein Glück, dass er noch heil geblieben ist.